Curry, Curry, Curry,...

Palamaner, Indien, 24. August 2005 - Dies ist mein vierter Tag in Indien. Ich weis noch nicht, ob ich jemals Zugang ins Internet haben werde, deshalb ist es moeglich, dass ich bereits wieder auf dem Weg nach Hause bin, wenn Du dieses Mail erhaelst.

 

Mir wurde vom Spital, fuer welches ich hier meine Diplomarbeit schreibe, eine Wohnung zur Verfuegung gestellt. Ich habe hier alles was ich brauche: ein Schlafzimmer, eine Kueche, ein kleines Esszimmer, ein Badezimmer, ein Wohnzimmer, und sogar einen Fernseher (ist jedoch alles auf Hindi oder Chinesisch, ausser BBC World). Heisses Wasser gibts immer morgens und abends. Wir haben jeden Tag ein paarmal Stromausfall, weshalb ich nachts immer eine Taschenlampe mit mir herumtrage (damit ich nicht noch ueber eine Kuh oder einen Affen stolpere). Das Essen ist super, auch wenn es ein bisschen langweilig erscheinen mag: Curry zum Fruehstueck, Curry zum Mittagessen, Curry zum Abendessen. Die Leute sind sehr nett und hilfsbereit. Sie nennen mich „Lady" oder „Madam", woran ich mich gewoehnen koennte. Die Hauswirtin will jeden Tag meine Wohnung reinigen, was ich selbstverstaendlich selbst erledige. Sie will sogar mein Geschirr abwaschen! Ich hoffe, sie nicht zu sehr zu belidigen, in dem ich immer nein sage.

 

Ich habe sogar ein paar Mitbewohner: eine kleine gruene Echse in meiner Kueche, Foehe im Bett (ich versuche sie mit Moskito Spray zu verjagen), zwei Kuehe im Garten, „Goldfischis" im Teich, und ueberall Affen, Moskitos, Ameisen und Kraehen. Ich nenne meine Eidechse Larry. Die Floehe haben jedoch keine Namen. Ich glaube, nicht einmal so viele Namen zu kennen, wie es Floehe hat...

 

Gestern ging ich in die Kueche, um eine Banane zu essen. Ich konnte meinen Augen nicht trauen! Da sass ein Affe und ass meine Bananen! Aber das war noch nicht alles: er reichte Bananen zu drei weiteren Affen, welche draussen auf dem Fenstersims sassen! Der, der in der Kueche sass, war der kleinste von allen, hoechstwahrscheindlich der Einzige, der sich durch die Gitterstaebe meines Fesnsters quetschen konnte, welche mich und mein Essen vor frechen Tieren wie diesem, beschuetzen sollten. Es war ein niedlicher Anblick! Als ich meinen Fotoaparat geholt hatte, waren natuerlich alle Affen verschwunden.... Wie meine Bananen. Aber das macht mir nichts aus, solange meine USO's nicht gegessen werden (UCO's = Unidentifizierbare Schockoladen Objekte = geschmolzene Tafeln schweizer Schockolade, flach wie Mutter Erde, bevor dieser Grieche (oder so) ihre runde Form entdeckte).

 

Ich bin hier in Palamaner, einem Kaff ganz im Sueden des indischen Staates Andhra Pradesh, ungefaehr 200 Kilometer von Chennai (Madras) entfernt. Die naechste kalte Cola wartet auf mich in Bangalore, ungefaehr 120 Kilometer entfernt.

 


Palamaner, Indien, 30. August 2005 - Morgen werde ich endlich Internetzugang haben (ich bin optimistisch)! Das gibt mir doch glatt die Gelegenheit, noch ein bisschen mehr zu schreiben (sorry).

 

Seit ich den ersten Teil dieses Newsletters schrieb (wenn man das noch "news" nennen kann), habe ich so Einiges erlebt, auch wenn ich viel fuer meine Diplomarbeit schreiben musste. Ich habe eine wirklich gute Zeit hier (jetzt, da ich sogar Cola in meinem Kuehlschrank habe! Nicht, dass ich das wirklich brauchen wuerde...) Das Land ist wunderschoen. Ich habe hier tropisches Klima, der naechste Regenwald ist nur ca. 70 km entfernt, und beherbergt wilde Elefanten, Tieger, etc.

 

Die Leute dieser Region sind extreme arm, was mir ein ziemliches Gewissen bereitet. Ich habe nun schon viele Leute mit leprabedingten Behinderungen gesehen. Die Arbeit, die die Leute hier im Spital leisten ist wirklich bewundernswert, so vielen Kindern, Frauen und Maennern zu helfen. Stell dir vor: Ungefaehr 130 Leute arbeiten fuer dieses Spital, und die helfen 19'000 - 20'000 Leuten pro Jahr, die alle moeglichen Krankheiten (Diabetes, Tuberkulose, ...) oder Behinderungen haben. Es ist sehr interesant, und zwingt mich dazu, die Dinge ein bisschen anders zu sehen. Aber ich will jetzt hier nicht zu philosophisch werden.

 

Vo rein paar Tagen habe ich entdeckt, dass hier ein Kopfschuetteln, "ja" bedeutet. Das hatte zu einigen verwirrungen gefuehrt. Jatzt weiss ich wenigstns den Grund, weshalb ich 3 kg Toastbrot, 10 Eier, 2 Liter Milch und 5 Liter Orangensaft in meinem Kuehlschrank habe (keine Ahnung, wie ich das alles konsumieren soll. Verschwendung von Lebensmitteln ist hier eine Suende). Immer, wenn ich gefragt wurde, ob ich etwas brauche, habe ich nein gesagt, und dazu wild meinen Kopf geschuettelt. Das hatte jedoch keinen Effekt. Jetzt weiss ich, wieso (manchmal waere es eben gut, einen Reisefuehrer zu lessen. Das haette mich vor solchen Fettnaepfchen bewahrt.).

 

Die IST ist auch so eine interessante Sache. Die "Indian Standard Time", oder "Indian Stretched Time" wie Inder es nennen, ist 3.5 Stunden vor der CET. Aber es kommt darauf an. Jede Uhr laeuft hier innerhalb einer Zeitspanne von ca. 1.5 Stunden (jede Uhr ist hier ein Individuum!). Das macht es ein bisschen schwierig, zum Beispiel einen Bus zu erwischen. Er kommt an, wenn es dafuer Zeit ist. Und wenn er heute nicht ankommt - dann vielleicht morgen. Mir macht das jedoch nichts aus; ich bin hier nicht in Eile. Ich frage mich nur, fuer was man dann einen Fahrplan braucht, wenn sich ja sowieso niemand daran haelt. Vielleicht um auszudruecken, dass dann schon irgendwann einmal ein Bus kommen sollte. Es gibt noch was interessantes ueber die Busse hier: Mir wurde gesagt, dass alle die Aufschrift "Bitte betet fuer uns" tragen. Das ist wohl selbstserklaerend.

 

So nebenbei: Larry hat Kinder gekriegt (vielleicht sollte ich sie nun Larrine nennen). Ich habe jetzt in jedem Zimmer eine Echse, was ich wirklich gut finde, da sie die Moskitos zum Fressen gern haben. Und meine Floehe bin ich auch los geworden, endlich (Gott sei Dank, wenn es ihn gibt).

 

So, das ist erstmal alles. Ich werde am 21. September 2005 wieder nach Hause reisen. Ich wuensche euch allen einen schoenen Sommer in der Schweiz (hihi, ich habe hier sonnige 38○C!). Gute Zeit!

 

Liebi Gruesslis, Muchas Besos, 안녕, Love and Kisses

Martina

 

Newsletter 2

 

 

Wir wünschen viel Spass auf unseren Seiten! Finde noch weitere Informationen über uns auf unserer neuen Homepage: www.seelenhunde.ch